Hahnemann schreibt in seinem Organon der Heilkunst in Paragraph 10 und 11:

«Der materielle Organismus, ohne Lebenskraft gedacht, ist keiner Empfindung, keiner Tätigkeit, keiner Selbsterhaltung fähig; nur das immaterielle, den materiellen Organismus im gesunden und kranken Zustande belebende Wesen (die Lebenskraft) verleiht ihm alle Empfindung und bewirkt seine Lebensverrichtungen.»

«Wenn der Mensch erkrankt, so ist ursprünglich nur diese geistartige, in seinem Organismus überall anwesende, selbsttätige Lebenskraft durch den, dem Leben feindlichen, dynamischen Einfluß eines krankmachenden Agens verstimmt; nur das zu einer solchen Innormalität verstimmt Lebensprinzip kann dem Organismus die widrigen Empfindungen verleihen und ihn so zu regelwidrigen Tätigkeiten bestimmen, die wir Krankheit nennen, denn dieses, an sich unsichtbare und bloß an seinen Wirkungen im Organismus erkennbare Kraftwesen gibt seine krankhafte Verstimmung nur durch Äußerung von Krankheit in Gefühlen und Tätigkeiten (die einzige, den Sinnen des Beobachters und Heilkünstlers zugekehrte Seite des Organismus), das ist, durch Krankheitssymptome zu erkennen und kann sich nicht anders zu erkennen geben»

Eine normale, gesunde Person schläft gut, hat eine gute Verdauung, alle Funktionen der verschiedenen Organe des Körpers befinden sich in perfekter Ordnung. Vor allem befindet sich ihr Geist in Frieden, sie liebt sich selbst und andere, sie ist zufrieden mit dem was sie hat. So ein Dasein nennt sich Gesundheit. Im erkrankten Zustand findet die erste Störung auf der dynamischen Ebene des Menschen statt. Die Krankheitssymptome und alle pathologischen Laborergebnisse sind die Frucht dieser Störung.
Durch ihre ausstrahlende Energie baut die Lebenskraft eine Schutzwand um den Körper. Sie ist es, die uns vor Krankheit schützt.
Die Lebenskraft besitzt für jedes unterschiedliche Wesen eine individuelle Intelligenz und einen eigenen Charakter. Sie regt Energie an, gebietet über den Körper und hält die Harmonie zwischen dem Geist und den verschiedenen Körperorganen aufrecht. Kraft ist die Basis, der Grund, Energie ist das Medium, Handlung oder Bewegung ist die Auswirkung. Wenn wir zum Beispiel ein Auto an der nächsten Kreuzung abbiegen sehen, dann bewegt es sich nicht von selbst, es wird von der Intelligenz des Fahrers gelenkt, und so gehorchen der Motor, die Karosserie und die Räder nur den Befehlen des Fahrers, der am Steuer Sitzt.

Auch unter schlimmen Belastungen im Leben, wie z.B. Verlust des Arbeitsplatzes, Tod eines geliebten Verwandten, Einbruch oder einer unheilbaren Krankheit des Kindes, versucht die Lebenskraft, das innere Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Was normal funktioniert nehmen wir nicht wahr (Herzschlag, Atmung). Oft bemerken wir gar nichts von dieser subtilen ausgleichenden Arbeit der Lebenskraft. Doch wenn es ihr nicht länger gelingt, dem sich anhäufenden Druck standzuhalten, gibt sie uns Warnsignale, die wir Symptome nennen. Bei einem Symptom kann es sich lediglich um eine Warnung handeln, und manchmal ist es ein wirkliches Krankheitssymptom. Werden diese Warnsignale nicht ernstgenommen, endet es meist mit einer tiefsitzenden Störung.

Ein Symptom ist ein Hilferuf. Da die erste Störung die Lebenskraft betrifft, kann eine wirkliche Heilung nur durch die Wiederherstellung und Wiederbelebung der Lebenskraft erfolgen. Die homöopathischen Mittel, die durch Potenzierung dynamisch werden, wirken auf dieser Ebene. Mit anderen Worten: Die Homöopathie hilft dem Patienten, sich durch Wiederherstellung der Lebenskraft selbst zu heilen. Da die Lebenskraft eine dynamische Kraft ist, muß man sie durch dynamische Hilfe erreichen.

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