HOMÖOPATHISCHE ERSTVERSCHLIMMERUNG – HEILREAKTION

Nach der Einnahme eines wohl indizierten Mittels kann der Patient dies spüren und zeigt oft eine Reaktion, die wir «Erstverschlimmerung» nennen.

Diese Verstärkung der Symptome zeigt sich normalerweise nicht in akuten Fällen, und sollte es doch dazu kommen, dann dauert sie nur sehr kurz.

In chronischen Erkrankungen hingegen kann man eine homöopathische Erstverschlimmerung beobachten. Dies ist nicht gleichzusetzen rnit einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Patienten. Dies ist eine Antwort der Lebenskraft auf das verordnete, potenzierte homöopathische Mittel.

Mit anderen Worten: Das potenzierte Mittel stimuliert die Lebenskraft, die mit einer Art Hausputz reagiert. Es ist ein positives Zeichen. Erstens wissen wir dadurch, dass die Lebenskraft noch lebendig ist, und zweitens, dass sie noch stark genug ist, sich selbst wieder zu regenerieren.

Doch ist es zugegebenermaßen nicht immer so einfach, den verstärkten und manchmal ins Unerträgliche gesteigerten physischen Symptomen zu widerstehen. Das einzigartige an der homöopathischen Erstverschlimmerung ist jedoch, dass der Geist zunehmend Frieden findet, während der Körper noch leidet. Der Patient bemerkt oft: «.Mein Ischias und mein Rücken sind schlimmer, aber ich bin nicht mehr so verärgert und nervös, ich nehme die Dinge leichter.»

Willensstärke, Denkvermögen und Selbstvertrauen bessern sich zuerst. Schmerz, Hautausschläge und andere physische Symptome verschwinden später. Während der homöopathischen Erstverschlimmerung werden die bestehenden Symptome Intensiver. Alte Symptome, die der Patient möglicherweise schon vor Jahren erlebte, können zurückkehren. Dies deutet darauf hin, dass die Lebenskraft des Kranken noch immer die Last vergangener Krankheiten zu tragen hat, weil diese nur unterdrückt und nicht geheilt waren.

Auch auf der mentalen Ebene zeigt sich die homöopathische Erstverschlimmerung. Menschen, die Schwierigkeiten hatten zu weinen, könnten nun anfangen zu weinen, und manchmal können sie dafür gar keinen Grund angeben. Menschen, die sich selten erlaubten dahinzuschmelzen, die sich immer unter Kontrolle hatten und keine Emotionen zeigten, könnten es als unangenehm und peinlich empfinden, wenn sie beginnen zu reagieren. Sie sagen dann oft: «Ich kenne mich selbst nicht wieder, ich kann mich nicht entsinnen, je so empfindsam gewesen zu sein.» Was dieser Patient durchlebt, ist Selbsterkenntnis und Nähe zu seiner eigenen Seele. Es ist eine von Gott gegebene Chance, die eigene Identität zu entdecken. Es ist wie eine Neugeburt, und eine Geburt ist, wie wir alle wissen, nicht immer so schmerzlos.

Homöopathie ist dafür bekannt, Unterdrückungen und Blockaden zu beseitigen.

Während der homöopathischen Erstverschlimmerung kann es zu starkem Schwitzen oder erhöhtem Harndrang kommen, zu Erbrechen oder Diarrhöe oder sogar zu starker Vaginalblutung. Doch wie bereits schon erwähnt, fühlt sich die Person während dieser Tiefenreinigung erstmals leichter und besser.

Soweit wäre alles gesagt und erklärt, doch es bleibt die Tatsache, dass die homöopathische Erstverschlimmerung eine Herausforderung für den Patienten ist, der den Unterschied zwischen Unterdrückung und Heilung erfahren will. Der schmerzende Körper und die veränderte mentale Empfindlichkeit zusammen könnten den Patienten dazu verleiten, zu schnell wirkenden Wunderarzneien zurückzukehren und seine Symptome schnell zu unterdrücken. Dann hat er es wieder nicht geschafft, auf seine innere Stimme zu hören, auf die Worte der Lebenskraft. Für einen nervösen Homöopathen und einen ungeduldigen Patienten ist es eine Zeit der Prüfung.

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