BIN ICH KRANK ODER MEIN KÖRPER?
«ICH» UND «MEIN»

Oft ergeben sich Schwierigkeiten bei der Bestimmung des wahren Krankheitsursprungs. Moderne Krankenhäuser, perfekt ausgestattete Laboratorien, gut ausgebildete Ärzte, alle geben ihr Bestes. Jeder Virus und jedes Bakterium wird identifiziert und sorgfältig mit einem Namen versehen. Jede Krankheit wird diagnostiziert. Der Körper wird studiert, die Krankheit wird identifiziert, das endgültige Urteil basiert ausschließlich auf «wissenschaftlichen Daten», die meßbaren biomechanischen Veränderungen im Körper, den Krankeitsmanifestationen.

Ein Patient, der unter Verstopfung leidet, sucht seit Jahren immer wieder seinen Hausarzt auf und klagt: «Herr Doktor, ich bin verstopft». Was er erhält, ist ein Abführmittel. Diese Symptome sind nichts als die Sprache der Natur, die das dynamische Wesen seiner Krankheit ausdrückt. Der Patient sagt nicht: «Meine Eingeweide sind verstopft», sondern «Ich bin verstopft».
Wenn ein Patient seinen Arzt aufsucht und sagt: «Herr Doktor, ich bin krank, ich fühle mich nicht wohl», so werden alle physischen Untersuchungen durchgeführt. Natürlich beziehen sie sich auf seinen Körper. Erst wenn sich nichts finden läßt, wird die Krankheit als psychosomatisch eingestuft, und der Patient wird zum Psychologen oder zum Psychiater geschickt.
Findet sich etwas auf der physischen Ebene, dann erhält unsere physische Ebene eine eigene Identität, so als wäre sie in der Lage, sich selbst gesund zu erhalten oder zu erkranken.
Schon bald gleicht der Körper einem kaputten Auto in der Werkstatt, das repariert werden kann; wenn nötig, wird gehämmert, oder es werden Teile ersetzt. Wenn es nur so wäre. Das wäre phantastisch, es wäre so einfach!
Es kann keine Heilung geben, solange man sich nur auf die organische Pathologie stützt. Krankheit ist zuerst eine innere, dynamische Störung, die eine gewisse Zeit braucht, bevor sie sich an der Oberfläche zeigt. Ein toter Körper hat kein Krebs, Diabetes, keine Allergien und Infektionen. Was in einem toten Körper fehlt, ist das, was denkt, wünscht, fühlt und reagiert.

Wenn der Wille infiziert und der Verstand nicht mehr in der Lage ist, zwischen falsch und richtig, zwischen gut und böse zu unterscheiden, dann beginnt sich das kristallklare Prisma des Lebens zu trüben. Wir leben in zwei Extremen – völlige Vernachlässigung unserer Seele einerseits und zuviel Liebe und Sorgfalt für unser physisches Selbst andererseits. Gefangen in dieser langen und seltsamen Rolle, die der Geist spielen muß, bleibt nie die Zeit, darüber nachzudenken «Wer bist Du? Was ist Deine Realität? Was ist Deine Aufgabe? Was sind Deine Bedürfnisse? Was sind Deine Pflichten gegenüber Dir selbst und Deinem Körper?»
Der Mensch ist wie andere Lebewesen auch eine Mischung aus Seele und Körper. Im täglichen Leben weisen wir ständig auf diese Identitäten hin. Auch wenn wir krank sind, beschreiben wir unser Krankheitsbild auf diese Weise. Ein Patient sagt: «Mein Kopf schmerzt, und meine Beine sind schwer, aber ich fühle mich ruhig und friedlich». «Ich mag Süßigkeiten, aber mein Magen verträgt sie nicht». Wiederholt verwenden wir «Ich» und «Mein». Alles, was wir berühren und betasten, ist der Körper, aber sind wir uns im Klaren darüber, dass wir «Ich» nie werden berühren können? Dies deutet auf das Vorhandensein einer dynamischen Existenz hin, die sich nicht betasten läßt. Die Seele kann nur durch Seele wahrgenommen und berührt werden.
Eine Objektivierung unseres Seelenzustandes gibt es jedoch im Lüscher-Farb-Test. Ganz bestimmte Farben werden dabei je nach emotionaler Lage, unabhängig von Kultur und Bildung bevorzugt oder abgelehnt. Durch dieses Spiegel der Seele ist es möglich, unbewußte Motivationen und Ursachen von psychosomatischen Störungen zu erkennen und durch die Prinzipien der Autoregulations-Psychologie zu behandeln.

Es ist keine Frage von Glauben oder Nicht-Glauben, es geht darum, die Realität zu beobachten. Wäre es nicht wahr, so würden wir nicht zwei verschiedene Wörter der Identifizierung gebrauchen. Und wenn es stimmt, dass «Ich» meinen Körper nur als «Meine» Identifikation trage, warum sollten wir dann die Ursache von Krankheit auf der physischen Ebene suchen?

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